Altrosa, Ziegel und Hellblau im Inneren – sind das die Farben einer Kaserne? In Babenhausen schon, jedenfalls zum Zeitpunkt dieser Aufnahmen.
Nach mehr als 10 Jahren Leerstand, am Vorabend der Umwandlung in einen neuen Stadtteil gab es wenige Gelegenheiten, im Rahmen von begleiteten Fototouren das Gelände der ehemaligen Kaserne zu betreten und Eindrücke dieser seit 1900 unzugänglichen Anlage zu sammeln.
Meine Aufnahmen entstanden im Januar / Februar 2018 im Abstand von drei Wochen. Baumfäll-Arbeiten hatten bereits begonnen und zeigten Spuren überall, aber noch standen fast alle Gebäude.
Im historischen Bereich
Entstanden in den Jahren 1900 und 1901 stehen die meisten Gebäude des historischen Bereichs (und mittlerweile auch der Wasserturm von 1951) unter Denkmalschutz. Sie werden bei der Konversion des Geländes in ihrer äußeren Form erhalten bleiben.
Waren einige der Gebäude in den ersten 50 Jahren auch zur Unterbringung der Soldaten genutzt worden, so dienten sie den US-Streitkräften überwiegend für die Verwaltung und für Gemeinschaftseinrichtungen. Wofür genau ist manchmal nur schwer zu erkennen.
Technische Bereiche
Sie beleg(t)en weite Areale, dabei auch viel betonierte Freifläche. Fahrzeugstellplätze, teils mit Schutzdächern, Wartungsgruben für LKW (und eine Panzerwaschanlage) lassen Rückschlüsse darauf zu, was einst hier abgestellt wurde. Eine Tankstelle, die keinen Treibstoff mehr liefert, Lagerhallen mit Laderampen, „normale“ Fahrzeugwerkstätten, Heizkraftwerke, aber auch Gebäude, deren Zweck sich nicht sofort erschließt – alles leer und vereinsamt.
Am Airfield
Die Start- und Landebahn gehörte zwar zur Kaserne, wird aber heute vom lokalen Sportflugverein benutzt und ist zum Kasernengelände abgezäunt. Drei der verfallensten Gebäude der Kaserne befinden
sich (noch) hier, Holzbauten, die der Witterung schon viel Tribut gezollt haben.
Und dann, wenn auch nicht zum Airfield gehörig, hat sich ein weiteres stark verfallenes Gebäude, ein Flachbau mit nicht mehr definierbarer Nutzung, in diese Bildfolge geschlichen.
Wohnen
Fast schon heimelig – jedenfalls als im Januar noch die Bäume standen, und verglichen mit dem Rest – war der Eindruck der kleineren Wohnblocks aus den frühen 1950er Jahren. In deutlichem Gegensatz dazu steht der besonders triste Eindruck der großen neueren Blocks. Mehrere Straßen mit Reihen- und Doppelhäusern, einst von Offiziersfamilien bewohnt, wecken das Klischee endloser US-amerikanischer Vorstadtsiedlungen – eine verlassene Stadt irgendwo im Mittleren Westen dürfte sehr ähnlich wirken.
Kindergarten und Kapelle, Schule und Sport und Freizeit
Eine Kiefer in der Feuertreppe des Kindergartens als hier stärkstes Zeichen für den langsamen Verfall. Die Kapelle, angesiedelt in einem der historischen Gebäude. Die Schule mit Sporthalle, am
Rand des Wohnbereichs, Basketballkörbe noch an einigen Stellen im Gelände. Was wird bleiben und vielleicht im neuen Stadtteil wieder genutzt werden?
Überraschend wirkt der rot gestrichene Jugendraum (?) in einem Nebenraum einer Kfz-Werkstatt. Ist er nach 2007 entstanden?